Im Oktober stellte uns Frau Unger aus Altenstadt ihren 14- jährigen Kater Mecki-Molly vor, weil er in der letzen Zeit so stark an Gewicht verloren hatte, obwohl er mehr Futter fraß als sonst. Vor allen war Frau Unger aufgefallen, dass Mecki- Molly viel trank und viel Urin ließ. Nach gründlicher Allgemeinuntersuchung durch Frau Dr. Rummel wurde der Katze Blut entnommen und in unserem Sofortlabor untersucht.
Wenig später wussten wir, dass Mecki – Molly einen deutlich zu hohen Blutzuckerspiegel hatte.
Da Katzen in Stresssituationen häufig eine Hyperglykämie entwickeln, wurde das Blut an ein tiermedizinisches Großlabor weitergeleitet, um den Fructosaminspiegel im Blut zu bestimmen.
Dieser Wert macht eine Aussage darüber, ob der Blutzucker in den letzten 3 Wochen erhöht war und kann somit die Verdachtsdiagnose „Zuckererkrankung“ bestätigen.
Weiterhin wurde nach anderen Grunderkrankungen, wie z.B. Schilddrüsenerkrankung gesucht, die eine ähnliche Symptomatik d.h. Abmagerung, Polyphagie (Heißhunger), Polyurie (viel Urin) und Polydipsie aufweisen können.
Bei Mecki – Molly bestätigte sich der Verdacht von Dr. Rummel auf Diabetes mellitus. Nun galt es, unseren kleinen Patienten auf die angemessene Insulindosierung einzustellen. Dr. Rummel wählte zunächst eine Initialdosierung von 0,5 I. E. /pro kg Körpergewicht 2x täglich Und wählte ein aufbauendes Spezialdiätfutter. Frau Unger erhielt genaue Anweisungen, wie das Insulin unter die Haut zu spritzen ist und wie zu Hause mit einem Blutzuckermessgerät ( bei dem Kätzchen wird mittels eines Unterdruckpens ein Blutstropfen am Ohr entnommen) die Blutglukose zu bestimmen ist.
Zusätzlich kontrollierte Frau Unger auch die tägliche Trinkmenge und das Gewicht von ihrem Liebling.
Alle Werte musste Frau Unger in einem kleinen Heftchen dokumentieren.
Frau Unger hatte große Sorgen, ob ihr das alles gelingen würde, doch Dr. Rummel übte mit ihr das Spritzen und die Blutentnahme und sprach ihr Mut zu. Tatsächlich – bald war das Handling für Frau Unger reine Routine.
Das Tagesprofil ergab, dass Mecki-Molly nicht auf die Insulingabe ansprach, der Blutglukosespiegel blieb weiterhin erhöht.
Es wurde schrittweise die Insulinmenge bis zur Höchstdosierung << bei der Katze soll die Insulinmenge nicht 1 I.E. / kg Körpergewicht übersteigen >> verabreicht, doch auch in der hohen Dosierung sank der Blutzuckerspiegel nicht ab.
Leider ist das ein Problem, mit dem wir häufig bei Katzen konfrontiert werden – es ist manchmal äußerst schwierig ein Insulin zu finden, auf das die Katze anspricht.
Dr. Rummel brachte von ihrem letzten Katzenkongress die Information zu einem synthetischen neuen Insulin mit, das in einer bisher noch unveröffentlichten australischen Studie vorgestellt wurde.
Mecki- Molly wurde nun versuchshalber auf dieses neue Insulin umgestellt. Mecki –Molly hatte Glück! Mit diesem neuen Insulin sank der Blutzucker ab, die Dosis wurde nun so eingestellt, dass das Tagesprofil einen durchschnittlichen Glukosespiegel von rund 200 mg/dl ergab.
Die Kontrolle des Fruktosaminspiegels ergab, dass es in der gesamten Zeit auch keine übersehenen Ausreißer nach oben gab. Diese Kontrolle ist notwendig, da beim Messen immer nur der momentane Blutzucker bestimmt wird, war er zwischen zwei Messperioden viel zu hoch, ist das natürlich nicht ersichtlich. Das kann uns aber der Fruktosaminwert verraten, da er eine Aussage über den Glukosespiegel von 3 Wochen macht.
Mecki-Molly blühte nun zusehends auf. Er nahm wieder an Gewicht zu, inzwischen hat er sein Normalgewicht von 5 kg wieder erreicht. Nun wurde er auf ein Diabetesdiätfutter für normalgewichtige Katzen umgestellt – unser Molly soll ja kein Rolle werden!
Dr. Rummel schaut sich Molly nun 1x im Monat an, um zu überprüfen, ob die Insulingabe weiterhin stimmt. Es ist oft so, dass die Dosis nach längerer Zeit reduziert werden kann. Natürlich wird auch der Urin mitkontrolliert. Wir wissen, dass unsere kleinen Diabetes- Patienten genau wie wir Menschen häufig an einer subklinischen Blasenentzündung leiden.
Frau Unger ist inzwischen ganz glücklich. Mecki- Molly ist wieder fröhlich und munter wie zuvor und die Insulinpritzen sind in die tägliche Routine übergegangen. Wir wüschen Molly noch ein langes Katzenleben!
Siehe auch Wissenswertes < Diabetes mellitus