Samstagabend, wir waren bei Freunden zu einem Abendessen geladen, erreichte uns der Anruf unserer Angestellten Sinah, sie sei beunruhigt, da ihr Hund jetzt mehrfach erbrochen habe und so ruhig geworden sei.
Brianna ist eigentlich ein lebhafter 5 Monate alter Welpe, temperamentvoll und bewegungsfreudig.
Da konnte etwas nicht stimmen! Wir bestellten Sinah sofort in die Praxis, um uns den Hund selbst anzuschauen. Unsere Freunde waren ein wenig traurig, doch so ist es manchmal, wenn man mit Tierärztinnen befreundet ist.
Als wir Brianna untersuchten, ahnten wir Ungutes, sie speichelte zähen Schleim, drückte sich mit dem Bauch immer wieder fest auf den Boden, und wollte sich gar nicht bewegen.
Beim Palpieren fühlte sich der Bauch ganz pastös an, die Temperatur war normal, doch die Maulschleimhaut erschien etwas verwaschen.
Sicherheitshalber fertigten wir noch ein Röntgenbild an, doch ordneten wir schon gleichzeitig an, alles für eine Operation vorzubereiten.
Sinah war sehr erschrocken, aber gefasst, immerhin ging es diesmal um das Leben Ihres Hundes.
Das Röntgenbild erhärtete den Verdacht des Ileus, aufgegaste Darmschlingen, unklare Zeichnung von Därmen und Organen, unklare Detailerkennung.
Brianna hatte großes Vertrauen zu uns, in den Armen von Sinah wurde der Venenverweilkatheter gelegt und darüber erhielt sie sofort ihre Sedation, dann wurde der Tubus geschoben und sie wurde an die Narkosemaschine angeschlossen. Sinah klemmte alle Überwachungsgeräte an, die Aufregung konnten wir ihr ansehen, doch sie erledigte alle Arbeiten routiniert wie immer- am nächsten Tag verriet sie uns, dass sie sich unentwegt sagte, nein- das ist gar nicht mein Hund.
Wir fanden die Invaginationsstelle sehr schnell, doch was auf den ersten Blick sehr einfach erschien, war dann doch recht kompliziert,
Brianna bot uns eine doppelte Invagination, die oberflächliche löste sich sehr leicht, doch dann zeigte sich eine völlig verklebte Einstülpung; alle Mesenterialgefäße waren mit verklebt.
Die Verklebung befand sich direkt vor dem Blinddarm. Da wir den Blinddarm nicht mitentfernen wollten, lösten wir in geduldiger Arbeit die Verklebungen, schafften dadurch Platz und schnitten dann die abgestorbenen Darmanteile heraus.
Nachdem diese mühsame Freipräparation abgeschlossen war, war der Rest nur noch Routine, die zwei gut durchbluteten Darmanteile wurden wieder aneinandergenäht, auf Dichtigkeit überprüft, das abgestorbene Netz entfernt und das Abdomen von Brianna wieder geschlossen.
Sie wurde schnell wach und wirkte zwar verschlafen, aber viel frischer. Die Schleimhäute waren wieder rosarot.
Am Sonntagmorgen kam Brianna schon in die Praxis gelaufen, sie erhielt wieder ihre Schmerzmittel, ein Antibiotikum und wurde wieder infundiert, als Nahrung war strengste Diät in geringen Mengen angesagt, auch wenn Brianna Heißhunger zeigte.
Brianna erholte sich schnell, wie es sich für einen jungen Hund gehört, nun, nach zwei Wochen, ist ihr gar nichts mehr von ihrer lebensgefährlichen Krise anzumerken.
Sinah ist glücklich und wir mit ihr, weil doch alles sehr gut verlaufen ist.