Familie Mayer stellte ihren Toni in der Praxis vor, weil sein Mäulchen geschwollen war und nicht mehr zu ging – und das schon seit einigen Tagen. Frau Mayer hatte Toni mit Brei gefüttert und gehofft, dass es besser wird. Aber Toni speichelte weiter und machte sein Mäulchen nicht zu. Das konnte der kleine Kerl auch nicht mehr, da ihm der Unterkiefer ausgerenkt war – zusätzlich hatte er noch eine Fraktur in der Mitte durch die Unterkieferäste.
So etwas passiert nach schweren Traumen durch Unfälle. Entweder luxiert das Kiefergelenkköpfchen vor oder hinter die Kiefergelenkspfanne. Um das festzustellen musste Toni geröngt werden. Bei ihm hatte sich das Kiefergelenk nach vorne luxiert und durch die Fraktur zusätzlich seitlich verschoben. Nun waren leider schon einige Tage seit dem Unfall verstrichen und dann sinkt die Wahrscheinlichkeit von Tag zu Tag, dass das Gelenk wieder zurückspringt. Trotzdem wollten wir es probieren. Toni wurde in eine tiefe Narkose gelegt und mit viel Kraft wurde der Unterkiefer wieder in die Pfanne zurückbewegt.
Wenn es geklappt hat, erkennt man es daran, dass die Zähne sich wieder in der normalen Stellung befinden und das Maul wieder schließt.
Doch ist die Gefahr sehr groß, dass der Kiefer sofort wieder rausspringt- insbesondere wenn er nicht sofort innerhalb der ersten 12 Stunden nach dem Unfall zurückverlagert wird. Denn über die lange Zeit leiern die Sehnen und Muskeln aus.
Dr. Rogalla legte Toni eine feste Maulschlinge an, so eng, dass nur noch eine Ernährungssonde ins Mäulchen passte.
Toni wurde natürlich stationär bei uns aufgenommen und täglich mehrmals versorgt, Das Futter wurde ihm durch den kleinen Spalt mit der Sonde verabreicht und die Flüssigkeitszufuhr durch Infusionen gewährleistet. Immerhin ist Toni schon 9 Jahre alt und es besteht bei einer zu geringen Flüssigkeitszufuhr die Gefahr der Niereninsuffizienz. Toni zeigte sich sehr umgänglich und wurde bald zum Liebling der Praxis. Täglich wurde der stattliche Kerl gewogen, denn er sollte ja auch nicht abnehmen.
Nach einer guten Woche nahm Dr. Rogalla die Maulschlinge ab, um eine leichtere Fixation anzubringen. Zu unser aller Überraschung blieb der Kiefer fest in der Pfanne sitzen und Toni bekam probeweise keine neue Fixation. Toni war glücklich, putzte sich sofort und fraß von ganz alleine seinen Brei. Normalerweise muss eine solche Fixation über zwei bis vier Wochen belassen werden, da sonst der Kiefer sich wieder aus seiner Verankerung löst. Doch bei Toni war es wie ein Wunder, der Kiefer saß fest!
Er blieb noch 2 Tage zur Beobachtung und wurde dann mit der strikten Anweisung , nur noch Brei zu füttern, nach Hause entlassen. Familie Mayer war überglücklich, das alles so gut verlaufen ist. Eine Woche später kam Toni zur Kontrolle, er schnurrte und rollte sich wohlig auf dem Behandlungstisch – das war ein schönes Dankeschön, über das wir uns alle freuten.