
(Foto Werbung Virbac)
Die Prostata (männliche Vorsteherdrüse) liegt hinter der Harnblase im Becken und umfasst die Harnröhre. Sie besteht aus gleichmäßigem Drüsenepithel, dass an der Produktion von männlichen Sexualhormonen beteiligt ist. Ist eine läufige Hündin in der Umgebung, so haben Sie sicherlich an Ihren Rüden schon vermehrten weißlichen Ausfluß aus dem Penis bemerkt, was mit der erhöhten Hormonproduktion zusammenhängt.
Beim unkastrierten Rüden verändert sich die Prostata natürlicherweise im Laufe des Lebens, und ab dem 9. Lebensjahr ist die Prostata bei 95 % der Rüden mit kleinen Zysten durchsetzt, die ihm klinisch keine Probleme bereiten.
Wie beim Menschen gehört die Untersuchung der Prostata zu den Routinekontrollen beim älteren Hund. Ab dem 7. Lebensjahr sollte 1x im Jahr die Prostata genauer untersucht werden, wobei der Ultraschall das diagnostische Mittel der Wahl ist.

Ultraschall Prostata (Foto Werbung)
Die rektale Untersuchung reicht nicht aus, da manuell nur eine schon tastbare Vergrößerung gefühlt werden kann. Im Ultraschall können wir auch die Struktur des Gewebes erkennen, die immer gleichmäßig ist und nur wenige kleine Zysten enthalten darf.
Außerdem können wir die Prostata vermessen und bei der nächsten Untersuchung Veränderungen sofort erkennen.
Die Prostata kann wie jedes andere Organ erkranken und im schlimmsten Fall sogar tumorös entarten.
Wir kennen akute und chronische Entzündungen der Prostata.
Akute bakterielle Prostatitis:
Bakterien können durch die Harnröhre aufsteigen und zu einer sehr schwerwiegenden Entzündung führen. Der Hund hat ein hochgradig gestörtes Allgemeinbefinden, hohes Fieber, Verstopfung, Krämpfe, blutig- eitrigen Ausfluss aus dem Penis, das Abdomen kann sehr schmerzhaft sein aufgrund einer Bauchfellentzündung ( Peritonitis) , der Gang ist vor Schmerzen staksig. Oft leidet der Hund gleichzeitig an einer Blasenentzündung.
Therapie:
Es ist sofort eine stark wirksame Antibiotika- und Schmerzbehandlung einzuleiten. Laboruntersuchungen von Blut, Sekret usw. verstehen sich von selbst. Ein Antibiogramm muß sofort erstellt werden, um so schnell wie möglich das wirksame Antibiotikum herauszufinden.
Da die akute Prostatitis leicht in eine chronische Form übergeht oder sich Prostataabszesse bilden können, muß nach einer Woche der Erfolg der Behandlung im ULTRASCHALL und im LABOR (Harn und Prostatasekretuntersuchungen) überprüft werden. Häufig heilt die Entzündung nicht vollständig ab, insgesamt sollte die Behandlung über 4 Wochen erfolgen.
Chronische Prostatitis:
Sie ist nicht so leicht zu erkennen wie die akute Form, da sie oft symptomlos verläuft. In der Regel setzt der Hund nur manchmal blutigen Urin ab oder hat öfters eine Blasenentzündung. Da die chronische Entzündung eher zu einer Verhärtung und Verkleinerung der Prostata führt, leidet der Hund auch nicht an den typischen Symptomen wie Kotabsatzbeschwerden (Absetzen des Kots in mehreren Portionen, der Hund läuft beim Absetzen mit gekrümmten Rücken immer ein Stück weiter, bis es endlich klappt) Schwierigkeiten beim Harnabsatz ,wie wir es bei Männern kennen, sind beim Hund eher selten.
Trotzdem sollte bei wiederkehrenden Blasenentzündungen immer ein Prostataproblem in Betracht gezogen werden. Die sicherste und erfolgreichste Behandlung ist auf jeden Fall die Kastration des Rüden.
Prostataabszesse:
Das ist die schwerste Form der Prostataentzündung. Die Abszesse können platzen und sich in die Bauchhöhle entleeren, wo sie zu hochgradiger Bauchfellentzündung (Peritonitis) mit allen Komplikationen führen kann. Der Hund ist schwerst erkrankt. Im schlimmsten Fall kann es zur Sepsis
(Blutvergiftung) mit Schock kommen und der Hund versterben.
Therapie:
Prostataabszesse müssen chirurgisch entfernt werden, die Nachsorge ist kompliziert und sollte stationär in einer Klinik erfolgen. Trotz bester Versorgung kann es zu Komplikationen wie Fistelbildung oder Inkontinenz führen. Bei schon ruptierten Abszessen ist die Prognose sehr ungünstig.
Extraprostatische Zysten:
Außerhalb der Prostata kann es zu großen, mit Flüssigkeit gefüllten Zystenanbildungen kommen, die natürlich auch die umliegenden Organe behindern können, so dass der Hund an Kot- und Harnabsatzbeschwerden leidet, manchmal wird die Harnröhre so stark zusammengepresst, dass eine Überlaufblase entsteht, d.h., der Hund kann den Urin nicht mehr willentlich absetzen, weil die Blase zu stark zusammengedrückt wird. Nur wenn die Blase zu voll ist, läuft sie über. So ist es leicht vorstellbar, dass durch den Rückstau des Urins weitere Probleme wie Nierenschädigung? Niereninsuffizienz entstehen können.
Therapie:
Auch diese Zysten müssen chirurgisch entfernt werden,: Gleichzeitig wird der Hund kastriert. In diesen Fällen hat Ihr Hund eine gute Chance der vollständigen Abheilung.
Als Vergrößerung der Prostata kennen wir noch gutartige und bösartige ( Krebs ) Veränderungen.
Gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie):
Dieser Prozess beginnt schon sehr früh im 2.- 3. Lebensjahr. Das Drüsengewebe verändert sich und es bilden sich sehr viele kleine, mit bernsteingelber Flüssigkeit gefüllte Zysten innerhalb des Prostatagewebes, die wie kleine Bläschen auch auf der Prostataoberfläche lagern.
Die Prostata kann sich so stark vergrößern, dass sie den darüber liegenden Enddarm verengt und die Blase noch vorne in den Bauchraum verdrängt.
Der Hund hat keine Schmerzen, oft setzt er den Kot in der oben beschriebenen Weise ab und manchmal tropft gelblich-blutiges Sekret aus der Penisspitze.
Therapie:
Bei starker Vergrößerung ist auf jeden Fall die Kastration einer hormonellen Behandlung vorzuziehen. Die Prostata schrumpft dann innerhalb von 4 – 10 Wochen wieder auf Normalgröße zurück.
Eine hormonell Behandlung wirkt immer nur zeitlich begrenzt und muß regelmäßig wiederholt werden.
Gibt es keine medizinisch triftige Begründung , die gegen eine Operation spricht, so ist die chirurgische Kastration die beste Behandlung für Ihren Hund.
Prostatatumore:
Meist handelt es sich bei Neubildungen der Prostata um bösartige Adenokarzinome.
Die Hunde sind durchschnittlich 10 Jahre alt, können kastriert und unkastriert sein.
Die genaue Diagnose verrät uns erst die histo-pathologische Untersuchung einer Gewebsprobe.
In der Regel (80%) hat der Tumor zum Zeitpunkt der Diagnosestellung schon via Lymph- und Blutbahn schon in Beckenlymphknoten Lunge und Lendenwirbel metastasiert.
Der Hund leidet dann auch schon entsprechend: er hat an Gewicht verloren, hat Schmerzen im Lendenwirbelbereich, sackt mit der Hinterhand ein, trinkt viel, setzt viel Urin ab, oft auch blutig.
Hier können wir leider nicht mehr helfen.
Siehe auch: Fall des Monats 2008-01