Impfung beim Kaninchen

Es ist selbstverständlich, dass Kaninchen in Grossbeständen zum Schutz gegen virale Erkrankungen geimpft werden. Diese Selbstverständlichkeit finden wir in der Heimtierhaltung nicht.
Bei vielen Besitzern besteht eine große Unsicherheit darüber, ob Kaninchen, die keinen Kontakt zu Wildkaninchen haben können – wie es bei der reinen Wohnungshaltung der Fall ist – sich überhaupt infizieren können. Auch ist die Angst vor schädlichen Nebenwirkungen weit verbreitet.
Wir haben dafür Verständnis und möchten Sie bitten, mit uns über Ihre Bedenken zu sprechen, um gemeinsam sorgfältig die Nutzen und Risiken einer Impfung abzuwägen.
Grundsätzlich erfolgt eine Impfung frühestens ab der 4. – 6. Lebenswoche.
Um unerwünschte Nebenwirkungen oder gar ein Fehlschlagen der Impfung zu vermeiden, ist unbedingt eine gründliche Allgemeinuntersuchung inklusive einer Kotuntersuchung (insbes. Kokzidien) Ihres kleinen Häschens nötig, wie es grundsätzlich bei jeder Impfung bei allen Tieren unablässig ist!
Das ist der Grund, warum Impfungen der Obhut der Tierarzte unterliegen.

Impfschema

Kaninchenschnupfen

  • als Erstimpfung zwei Injektionen im Abstand von 14 Tagen
  • danach Auffrischung alle _ Jahr
  • diese Impfung hat getrennt von RHD und Myxomatose zu erfolgen

Myxomatose

  • Grundimmunisierung im Abstand von 6 Wochen
  • wird der Kombinationsimpfstoff (RHD plus Myxomatose) verwendet, sollte die Erstimpfung eine reine Myxomatose – Impfung sein und die zweite Grundimmunisierung mit der Kombinationsvakzine erfolgen.
  • Wiederholung im Abstand von 4 – 6 Monaten

Rabbit- Haemorragic disease: RHD (China Seuche)

  • zweimalige Grundimmunisierung
  • alle 6 Monate Wiederholungsimpfung

Unerwünschte Nebenwirkungen

  • bei RHD und Kaninchenschnupfen beschränken sich meist auf lokale Schwellungen an der Injektionsstelle
  • manchmal erhöht sich die Körpertemperatur für 2 – 3 Tage
  • bei der Myxomatose hingegen kann es bei latent infizierten Tieren zum Ausbruch der Krankheit führen. Hier zeigt sich, wie wichtig die Allgemeinuntersuchung ist, da bei Verdachtsanzeichen natürlich nicht geimpft wird.
  • erfahrungsgemäß ist allerdings eine latente Infektion mit Myxomatose selten bei unseren Heimtieren vorhanden
  • andere Faktoren wie Stress, unerkannte Parasiten, latente Infektionen können den Immunstatus des Kaninchens beeinflussen und die Wirksamkeit einer Impfung beeinträchtigen

Informationen zu den Krankheiten

Kaninchenschnupfen

  • ansteckende Infektion der Atemwege durch eine Vielzahl von Erregern (oft multiresistente Keime wie Bortadella, Pseudomonas, Pasteurella multicoida, Mykoplasmen)
  • Symptome: mittel – bis hochgradiger eitriger Nasenausfluss, Bronchitis, Bronchopneumonie
  • Therapie: in den meistem Fallen ist nur eine Verbesserung der Symptomatik möglich, eine vollständige Heilung erfolgt selten, Rezidive sind sehr häufig
  • grundsätzlich hat eine antibiotische Behandlung nur nach Resistenztest zu erfolgen, Immunstimulantien und eine Optimierung der Haltungsbedingungen
  • (Dampfbäder, Luftbefeuchter) helfen den Allgemeinzustand Ihres Kaninchens zu verbessern
  • ausgelöst wird die Krankheit oft durch Übertragung vom Menschen oder von anderen Heimtieren oder durch Feuchtigkeit, Zug, Kälte

RHD – Rabbit Haemorrhagic Disease

  • diese Erkrankung wurde erstmals 1984 in China, ab 1988 auch bei uns in Deutschland beobachtet (daher auch der Name „CHINASEUCHE“)
  • die Krankheit tritt ganz plötzlich auf: Inkubationszeit 1 – 2 Tage, in der Regel bei Tieren älter als 2 – 3 Monate
  • typisch ist der rasante Krankheitsverlauf: oft versterben die Tiere innerhalb von wenigen Stunden, ohne dass sich eine Symptomatik ausgebildet hat
  • selten verläuft die Krankheit perakut mit Fieber, zentralnervösen Krämpfen, blutigem Urin, Nasenausfluss
  • eine Therapie ist nicht möglich
  • ausgelöst wird diese Krankheit durch einen Calicivirus, der durch Kot, Urin, Speichel infizierter Tiere, aber auch durch Fliegen und Mücken übertragen wird
  • kontaminiertes Frischfutter und Schuhsohlen der Besitzer können auch zur Ansteckung dieser tödlichen Krankheit führen

Myxomatose

  • die Erkrankung wird ausgelöst durch den Leporipovirus
  • typisch ist die kutane Verlaufsform: ödematose Schwellungen an Ohren, Augenlider, Lippen, Nase und Genitalien
  • je nach Erregerstatus und Allgemeinzustand versterben die Kaninchen innerhalb weniger Tage
  • bei der milden Verlaufsform können die klinischen Symptome innerhalb einiger Wochen abheilen
  • eine gezielte Therapie ist nicht möglich,
  • bei den leicht erkrankten Fallen wird symptomatisch durch Immunstimulantien (immunstärkende Medikamente, Homöopatika, Akupunktur, Magnetwelle…) und zur Unterdrückung von Sekundarinfektionen gezielt mit Antibiotika (Resistenztest!) behandelt
  • die Hauptübertragung erfolgt vom infiziertem Wildkaninchen zum Heimtier durch die Stechmücke, in deren Speichel das Virus bis zu 4 Wochen infektiös bleibt
  • eine häufige Ansteckungsquelle ist auch kontaminiertes, draußen gesammeltes Grünfutter