Vincent ist ein Maikätzchen, geboren 1991 – für eine Katze noch in einem guten Alter, denn unsere geschmeidigen Gefährten können 17 Jahre und älter werden.
Er wurde erstmalig in unsere Praxis im April 2004 vorgestellt. Seinen Besitzern war aufgefallen, dass er im letzen halben Jahr mit den Hinterbeinen eingesackt war- „so als hätte er sich weh getan“. Da er danach sofort wieder munter war, haben sie dieser Symptomatik keine große Bedeutung beigemessen. Doch plötzlich kamen dies „Lähmungserscheinungen“ in kürzeren Abständen, und zwar immer nachdem er die Treppen hochgelaufen war.

Er kam dann hinten nicht mehr hoch und schrie dabei auch auf. Nach 5 – 10 Minuten rappelte sich Vincent dann wieder auf und verhielt sich ganz normal.

 

Herr Kramer befürchtete einen Bandscheibenvorfall oder ein Problem in den Hinterbeinen und wollte das bei uns aufklären lassen. Die Erstuntersuchung wurde von Frau Dr. Rogalla durchgeführt, da Vincent telefonisch sich angemeldet hatte mit einem Problem des Bewegungsapparates, dem Spezialgebiet von Frau Dr. Rogalla.
Vincent wurde einer gründlichen Allgemeinuntersuchung unterzogen, angeschlossen wurde ein ausführlicher neurologischer und orthopädischer Untersuchungsgang. Diese Untersuchungen waren alle unauffällig. Außerdem wurde sofort ein Laborcheck seines Blutes bei uns durchgeführt, und dann wurde Vincent geröngt, um mit Sicherheit Tumore und Erkrankungen des Bewegungsapparates auszuschließen. Der Brustraum wurde mitgeröngt, da Dr. Rogalla aufgrund des Vorberichtes eine Herz-Kreislaufinsuffizienz als Verdachtsdiagnose von vornherein einschloß. Vincent war sehr aufgeregt und um die Untersuchungen risikofrei durchführen zu können, wurde ihm ein herzentlastendes Mittel verabreicht.

Vincent war äußerst kooperativ und die Blutentnahme und Röntgenaufnahmen waren schnell durchgeführt. Die Röntgenaufnahme verfestigte den Verdacht: es war ein leicht vergrößertes Herz zu erkennen.

Es bestand der dringende Verdacht auf HCM (Hypertrophe CardioMyopathie – eine typische Herzerkrankung der Katze, die in jedem Alter auftreten kann).
Nun wurde mit den besorgten Besitzern ein Herzultraschalltermin bei Frau Dr. Rummel vereinbart, um die Schädigung des Herzens genau feststellen zu können. Diese Untersuchung konnte bei Vincent nicht mehr direkt durchgeführt werden, da er bei diesem Erstbesuch genug Aufregung erlebt hatte.
Nun hatten wir auch eine Erklärung für das Zusammensacken beim Treppensteigen gefunden. Es war das Zeichen der Herzschwäche, Vincents Herz schaffte die Anstrengung des Treppensteigens nicht mehr, seine Extremitäten wurden nicht mehr ausreichend durchblutet – deswegen auch das jämmerliche Schreien, da die fehlende Versorgung der Beine mit Blut sehr schmerzhaft ist.
Das Herz wurde von Monat zu Monat schwächer, von daher wurden auch die sog . “ Lähmungserscheinungen“ häufiger.
Im Herzultraschall konnte Dr. Rummel den Verdacht bestätigen: der linke Vorhof war erweitert und der Muskel der linken Herzkammer stark verdickt.
Einige Bezirke des Herzens zeigten sogar eine deutliche Fibrosierung (Verhärtung) des Muskelgewebes aufgrund von Durchblutungsstörungen (Vincent hatte schon einige Infarkte gehabt). Im Farbdoppler konnte erkannt werden, dass die Hauptgefäße alle noch gut durchgängig waren.
Natürlich wurde auch der Blutdruck mit einer Manschette am Vorderbeinchen gemessen.
Zum Glück gibt es heute auch in der Tiermedizin ausreichend Herzmedikamente – auch für Katzen.
Vincent wurde aufgrund der Ultraschallergebnisse auf entsprechende Herzmedikamente eingestellt, die er täglich einnehmen muß, was er brav tut, –und das nun ein Leben lang, da die Medikamente die Nahrung des Herzens sind.
Ihm geht es heute bedeutend besser. Er ist munterer und ist seit der Behandlung nicht wieder zusammengebrochen.
Er wird nun engmaschig kontrolliert, bei den Nachbesuchen wurde regelmäßig der Blutdruck gemessen.
Der letzte Kontrollultraschall war im Juli und die Ergebnisse sehr positiv.
Wir hoffen, dass wir Vincent noch rechtzeitig mit den Herzmedikamenten unterstützen konnten und er noch schöne Jahre in seiner Familie verbringen wird. Bis jetzt sind wir – und vor allem Vincents Herrchen und Frauchen – sehr zufrieden.

 

Siehe auch: Wissenswertes: Cardiomyopathie bei Katzen:
Hypertrophe Cardio – Myopathie = HCM