Als Selina, unsere Auszubildende, ihr Katerchen Santos zur Kastration vorstellte, stellten wir fest, dass er an einer Hydronephrose litt. Die Ultraschalluntersuchung zeigte links eine apfelsinengroße Niere, die nur noch mit Urin gefüllt war. Die Niere hatte keine normale Struktur mehr, nur die derbe Kapsel hielt die Flüssigkeit, das Nierenbecken war überdehnt
(Wassersackniere).
Der Befund war für Selina ein Schock, ihr Katerchen war doch immer putzmunter. Wir untersuchten sofort alle Blutwerte und zum Glück hatte Santos keinerlei Anzeichen einer Niereninsuffizienz (siehe Wissenswertes: CNI und Niereninsuffizienz).
Die Operation wurde mit der ganzen Familie beschlossen.
Santos hatte seinen Termin genau im Weihnachtsurlaub von Selina. Sie schlief kaum noch nachts – denn zu gut wusste sie, was es bedeuten kann, eine Niere zu entfernen.
Dr. Rogalla war hingegen optimistisch.
Sicherlich ist es eine komplizierte Operation, die Niere liegt dicht an der Aorta, der „Wassersack“ muss sehr vorsichtig aus seiner retroperitonealen (die Niere liegt hinter dem Bauchfell = Peritoneum) Position freipräpariert und vorgelagert werden, vorsichtig, da er unter keinen Umständen auslaufen darf.
Dann müssen die Gefäße, die von der Aorta zur Niere führen, abgebunden werden. Die Verbindung zur Blase, d. h., der Ureter muss natürlich mit entfernt werden.
Doch die Exstirpation der Niere ist für eine erfahrene Chirurgin eine Routineoperation.
So war es auch bei Santos. Santos erhielt seine Infusion und wurde sediert, dann erfolgte die Narkose mittels Inhalation durch die Narkosemaschine, selbstverständlich wurde während der gesamten Operation, Santos gemonitort, d.h., Blutdruck, Sättigung des Blutes mit Sauerstoff, Herz- und Atemfrequenz wurden ständig überwacht.
Es lief alles glatt und am Nachmittag saß Santos trotz des schweren Eingriffs schon wieder maunzend in der Station. Es schien, als wollte er schon wieder fressen, doch das war natürlich für Santos verboten. Er wurde am Tag noch mehrmals infundiert und erleichtert waren wir, als er seinen ersten Urin absetzte.
Santos musste noch einige Tage zur Intensivbehandlung bei uns bleiben. Täglich wurden die Blutwerte kontrolliert und er erhielt weiterhin Infusionen.
Sein Appetit wurde von Tag zu Tag größer und Santos immer munterer – er wollte am liebsten den ganzen Tag lang spielen und schmusen und hielt unsere Tierarzthelferinnen ganz schön auf Trab.
Santos in seinem schicken Bauchanzug wird abgeholt
Es war das schönste Weihnachtsgeschenk für die ganze Familie, als sie Santos gemeinsam wieder nach Hause holten.
Inzwischen spielt der kleine Kater wieder mit den anderen Katzen und Hunden von Selina als wäre nichts gewesen.
Siehe auch: Wissenswertes: Hydronephrose bei Hund und Katze