Diabetes mellitus (Hyperglykämie) – „Zuckerkrankheit“

 

Molly ist Zuckerkrank und erhält ihr Insulin

 

Nicht nur wir Menschen, sondern auch unsere Haustiere können an Diabetes mellitus – der Zuckerkrankheit leiden.
Wir wissen aber auch, dass diese Krankheit behandelbar ist, und Mensch und Tier mit ihr alt werden können.
Dafür müssen allerdings einige Dinge im alltäglichen Leben Ihrer Lieblinge geändert werden – genau wie beim zuckerkranken Menschen. Ihr Liebling wird sich dann genauso wohlfühlen und herumtollen wie seine gesunden Freunde.

 

Was ist Diabetes mellitus?

Die Zuckerkrankheit ist eine hormonelle Störung, und zwar eine Störung des Nahrungsstoffwechsels, die durch einen Mangel des Hormons Insulin ausgelöst wird. Insulin wird natürlicherweise in der Bauchspeicheldrüse produziert.
Das Insulin ist dafür verantwortlich, dass der aus der Nahrung gewonnene Zucker , die Glukose (= Blutzucker ) aus dem Blut in die Körperzellen gelangt.
Die Zellen brauchen die Glukose als Energielieferant, ohne Energie können sie ihre Arbeit nicht verrichten.
Deswegen hat ihr zuckerkrankes Tier auch immer Hunger. Es frisst viel mehr, nimmt aber trotzdem ab. Das hängt damit zusammen, dass den Körperzellen nur noch wenig oder schlimmstenfalls gar keine Energie zugeführt werden kann. Dieses Energiedefizit versucht Ihr Tier nun durch eine gesteigerte Futteraufnahme auszugleichen, was natürlich aufgrund des Insulinmangels nicht gelingt. So verliert Ihr Liebling immer mehr an Gewicht!
Der mit der Nahrung aufgenommene Zucker verbleibt in der Blutbahn – das Tier hat nun einen erhöhten Blutzuckerspiegel —> Hyperglykämie.
Um den überschüssigen Zucker mit dem Blut über die Nieren ausscheiden zu können, braucht der Körper sehr viel Flüssigkeit.
Deshalb trinkt Ihr zuckerkrankes Tier auch viel mehr als vorher!

Symptome bei Diabetes

  • Verstärkten Durst
  • Häufiges Wasserlassen
  • Bauchschmerzen
  • Schwäche
  • Viel Appetit oder aber er fehlt völlig
  • Im fortgeschrittenem Stadium Linsentrübung, die auch zur plötzlichen Blindheit führen kann
  • Katzen sacken mit den Hinterpfoten ein (sog. Fersengang)

Ursachen

Es liegt immer eine Schädigung der Bauchspeicheldrüse zugrunde. Begünstigende Faktoren für die Erkrankung können sein: Übergewicht, erbliche Veranlagung, minderwertiges Futter, Stress, bestimmte Medikamente …
Auch das Geschlecht kann eine Rolle spielen: bei Hunden sind eher die weiblichen Tiere, bei Katzen hingegen eher männliche Tiere betroffen.

Diagnose

Die Blutuntersuchung macht eine eindeutige Aussage über den Blutzuckerspiegel, manchmal finden wir auch schon bei der Harnuntersuchung Hinweis auf diese Erkrankung. Bei erhöhtem Blutzucker ist oft eine Nüchtern – Blutuntersuchung nötig. Häufig wird das Blut noch zur weiteren Untersuchung ins Labor versandt. (Katzen z.B. haben in der Praxis bei der Blutentnahme häufig erhöhte Werte aufgrund von Stress)
Wird im Labor auch noch ein erhöhter Fructosaminspiegel festgestellt, ist der Diabetes eindeutig diagnostiziert.

Therapie

Es gibt keine Heilung, aber wie beim Menschen kann diese Krankheit mit Insulininjektionen, einer speziellen Diät und angepasster Bewegung gemeistert werden. Mit einer solchen Behandlung wird Ihr Liebling ein langes, zufriedenes Leben führen.

  1. Als erstes werden wir mit Ihnen gemeinsam den spezifischen Insulinbedarf feststellen. Das ist bei Hunden oft einfacher als bei Katzen. Zunächst muss herausgefunden werden, auf welches Insulin Ihr Tier anspricht. Es ist leider so, dass unsere Tiere manchmal nicht mit den gängigen Insulinarten auf dem Markt zurechtkommen ( siehe Fall des Monats Februar 2005 ).
    Wir müssen eine Glukosekurve über mehrere Tage erstellen. Dazu ist es möglich, Ihr Tier auch bei uns stationär aufzunehmen.
  2. Ihr Tier muss ab jetzt regelmäßig gefüttert werden: 2x täglich gleiche Futtermengen immer zur selben Zeit. Bei Katzen hingegen wird häufig die freie Futteraufnahme bevorzugt. Empfehlenswert ist eine Umstellung auf ein speziell für zuckerkranke Tiere entwickeltes Futter. Das erhalten Sie selbstverständlich bei uns in der Praxis, wobei ein übergewichtiges Tier natürlich ein anderes Futter erhalten muss als ein schon viel zu magerer Patient.
    Tips und Tricks wie Sie Ihren kleinen Freund an das neue Futter gewöhnen können, geben wir Ihnen auch mit auf den Weg.
  3. Haben wir die nötige Insulinmenge berechnet, so müssen Sie Ihren Liebling zuhause täglich regelmäßig ein- bis zweimal diese Insulinmenge unter die Haut spritzen, und zwar immer die gleiche Dosis nach der Fütterung, bei Katzen, die ad libitum Futter aufnehmen immer zum gleichen Zeitpunkt.
    Denken Sie immer daran: Insulin ist für Ihren Liebling lebensnotwendig. Wir zeigen Ihnen ganz genau, wie das geht und üben mit Ihnen. Die anfängliche Angst vor dem Spritzen, weicht ganz schnell der Routine. Sie lernen das alles sehr schnell!
  4. Auch müssen Sie in der ersten Zeit Ihr Tier mit einem Blutzuckermessgerät zuhause mitkontrollieren.
    Wir zeigen Ihnen selbstverständlich, wie Blutentnahme und Blutzuckermessung am einfachsten durchzuführen sind.

    Messgerät / Insulinspritze / Blutentnahmestift

Das ist nötig, da sich am Anfang aufgrund des Futterwechsels, unangepasster Bewegung, Stress, und vieles mehr der Insulinbedarf ändern kann.
Ist das alles geschafft, überprüfen wir die Einstellung regelmäßig bei uns in der Praxis.
Es ist auch nötig bei Zuckerpatienten in regelmäßigen Abständen vorbeugend eine Urinkontrolle durchzuführen, da Diabetespatienten dazu neigen, Harnwegsinfektionen zu entwickeln.

Was tun bei Unterzucker (Hypergykämie)?

Auch wenn Sie alle Anweisungen befolgt und noch so sorgfältig gehandelt haben, kann es manchmal zu einer Unterzuckerung kommen; z.B., wenn Ihr Tier seine Mahlzeit nicht ganz auffrisst oder es sehr viel getobt (zu viel Leistung ‡ hoher Energieverbrauch) hat.
Keine Angst – eine Unterzuckerung merken Sie Ihrem Tier an:
es wird unruhig, zittert, kann sich nicht mehr koordiniert bewegen, Katzen laufen oft im Kreis immer an der Wand lang. Ganz zum Schluss werden sie bewusstlos.
Tritt ein solcher Fall ein, müssen Sie ruhig und besonnen handeln, regen Sie sich nicht auf!

Ist Ihr Tier noch ansprechbar, geben Sie ihm etwas zu fressen, am besten Honig.
Kann es nicht mehr fressen, verabreichen Sie Ihm eine Zuckerlösung mit der Spritze ins Maul.
Faustregel: 1 Gramm Zucker / pro Kilogramm Körpergewicht Traubenzuckerdragees in die Lefzentaschen geben oder ins Zahnfleisch einmassieren.

Danach stellen Sie Ihr Tier unbedingt bei uns in der Praxis vor!

Wichtig: bei allen Verhaltensänderungen und Abweichungen nehmen Sie bitte sofort Kontakt mit uns auf! Es ist durchaus möglich, dass Ihr Tier neu eingestellt werden muss.

(Siehe auch Fall des Monats Februar 2005)