Ileus – Darmverschluss beim Hund

Definition

Ist die Darmpassage behindert – egal ob die Ursache mechanisch oder funktionell ist – spricht man von einem Ileus.
Der Ileus kann akut oder chronisch sein, komplett oder partiell, einfach oder kompliziert.
Der Darmverschluß kann je nach Ursache harmlos verlaufen, machmal ist eine spontane Lösung der Blockierung möglich, oder er kann zu schweren Komplikationen führen, die sogar tödlich enden können.
Ätiologisch unterscheiden wir grundsätzlich zwischen einem funktionellen oder einem mechanischen Ileus.

Funktioneller Ileus

Ein funktioneller Ileus (Darmlähmung) kann aufgrund sehr vieler Störungen auftreten, sie reichen von einer harmlosen Darmentzündung über starke Bauchschmerzen unterschiedlichster Ursache (Trauma, Blutung, Organschädigung, (Peritonitis)) bis hin zu metabolischen Störungen aufgrund von Elektrolytverlust oder Azidose. Aber die Darmlähme kann auch entstehen als Folge einer Blockade durch einen Fremdkörper im Darm oder einer Strangulation von Darmanteilen.

Mechanischer oder Obstruktionsileus

Eine Darmobstruktion kann ausgelöst werden durch Fremdkörper
(Bälle, Gummitiere, Lametta, Bindfäden, Steine..) Neoplasien, Strikturen, Verklebungen, Strangulation, Darmverschlingung
(Volvolus) oder Invagination.

In unserem akuten Fall hatten wir es mit einem Strangulationsilieus
(STI) zu tun.
Unter Strangulationsileus versteht man eine Ileusform, bei der die blutversorgenden Darmgefäße (Mesenterialgefäße) abgeschnürt werden. Eine STI ist zwar selten, aber wenn sie auftritt ist sehr schnelles Handeln erforderlich, da sie innerhalb weniger Stunden tödlich verläuft.
Zunächst kommt es durch die Abschnürung des Darms zur Stauung der Blutgefäße und zu einer Mangeldurchblutung des betroffenen Darmabschnittes.
Es kommt zunächst zu einem Darmwandödem und dann zur Ischämie und Hypoxie. Darmwand und Blutgefäße werden durchlässiger, nach 3 – 4 Stunden treten Plasma, Erythrozyten und Leukozyten ins Darmlumen, im betroffenen Darmabschnitt sammelt sich blutiger Inhalt.
Nach 6 – 8 Stunden wird die Darmschleimhaut nekrotisch, d.h., sie stirbt ab. Nun gelangen das blutige Sekret und die Darmbakterien in die Bauchhöhle. Gleichzeitig – und das ist das Gefährliche – vermehren sich die Darmbakterien schlagartig und produzieren Exo – und Endotoxine.
Diese Toxine (=Giftstoffe) werden nun resorbiert und gelangen über die Blutbahn in den gesamten Körper.
Es kommt zu einem septo-toxischem Schock (Blutvergiftung), zunächst mit einem erhöhtem Blutdruck und erhöhter Herzfrequenz, dann jedoch fällt der Blutdruck plötzlich ab und es kommt zum Kreislaufversagen, Folgen davon sind multiples Organversagen, Verbrauchskoagulopathie, systemisches Entzündungssyndrom, was alles innerhalb von 5 bis maximal 35 Stunden unweigerlich zum Tod führt.

Klinik

Außer beim Volvolus, der Darmverschlingung, die immer hochakut verläuft, beobachten wir bei der Invagination am Patienten oft nur einen sich langsam verschlechternden Allgemeinzustand.
Er zeigt Bauchschmerzen – mehr oder minder stark, nimmt dann die typische Gebetshaltung ein, speichelt, erbricht immer wieder, wird schwächer, läßt sich ungern am Bauch anfassen – ein Zeichen von Schmerz. Es gibt immer wieder Perioden der Besserung, doch der Patient erbricht immer wieder und zeigt immer wieder Durchfall. Außerdem verliert er langsam an Gewicht.
So ein Invaginationsgeschehen kann sich bis zu 3 Wochen hinziehen und endet dann plötzlich in einer gefährlichen hochakuten Phase mit paralytischem Ileus und/oder Schock.
Deswegen ist bei einem Verdacht auf Ileus unverzügliches Handeln angesagt.
Röntgenbilder und Ultraschall können bei der Diagnosefindung hilfreich sein, doch in der Regel besteht keine Zeit
für eine ausführliche Diagnostik.
Besteht ein Verdacht auf Ileus, so muß sich mithilfe der Laparotomie
(Eröffnung des Bauches um eine Sichtkontrolle zu ermöglichen) Klarheit verschafft werden.
Bestätigt sich der Verdacht, wird gleich lebensrettend operiert.
Zuwarten oder Unterlassen der Laparotomie könnte als Kunstfehler betrachtet werden.
Es ist bei Verdacht auf Ileus immer besser einen Patienten einmal zuviel laparotomiert zu haben als einmal zu wenig, denn dann ist er unweigerlich tot.

Darminvagination

Frische Darminvagination (hier Doppelinvagination)

 

 

Bei einer Darminvagination stülpt sich der Darm in einen benachbarten Darmabschnitt, wie auf unserem Foto ersichtlich, und es kommt zur Abschnürung oder Teilabschnürung der versorgenden Gefäße.
Sie kommt meist bei jungen Hunden im Alter von 4 – 12 Monaten vor. Der Grund ist eine vermehrte Darmperistaltik (z. B., bei Durchfall), dabei schiebt sich der vordere Teil des Darms in ein hinteres Darmstück, manchmal lösen sich diese Übereinanderstülpungen wieder spontan, kommt es aber zu Verklebungen, so ist kann sich die Invagination nicht mehr lösen und es muss operiert werden.

Siehe auch Fall des Monats : Januar 2011